Starke Nacken- und Kopfschmerzen gehören zu den typischen Symptomen einer Abnutzung der Halswirbelsäule.
Akute Beschwerden, die bis in die Arme oder Hände ausstrahlen, sind hingegen oft ein Hinweis auf eine Cervikobrachialgie, die durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst wird. Alarmzeichen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Muskelschwächen – beispielsweise beim Greifen, Beugen oder Strecken des Arms – erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung.
Ähnlich dringlich ist es bei Blasen- und Mastdarmstörungen oder Schwierigkeiten beim Gehen. Diese Symptome können auf Druckschäden am Rückenmark hindeuten, die bleibende Schäden verursachen können. Dieses Krankheitsbild wird als Myelopathie bezeichnet.
Die Halswirbelsäule ist durch ihre hohe Beweglichkeit besonders anfällig für Verschleißerscheinungen. Denken Sie einmal darüber nach, wie oft Sie Ihren Kopf im Laufe eines einzigen Tages bewegen – tausende Male! Ähnlich wie bei stark beanspruchten Autoteilen führt diese intensive Nutzung zu Abnutzungserscheinungen. Diese können sich entweder in einem plötzlichen Riss der Bandscheibe oder in einer schleichenden Verengung der Nervenaustrittskanäle (Neuroforaminalstenose) zeigen. Anders als ein Auto versucht der menschliche Körper jedoch, sich selbst zu reparieren. Dabei kommt es zu vermehrtem Knochenwachstum, mit dem er die Stabilität zwischen den Wirbeln wiederherstellen will. Ein Problem dieser natürlichen Reparaturprozesse ist jedoch, dass sie die Nervenkanäle einengen können.
Ein akuter Bandscheibenvorfall entsteht, wenn der Faserring der Bandscheibe reißt und gallertartiges Gewebe aus der Bandscheibenkammer austritt. Dies kann entweder durch Verschleiß oder durch eine plötzliche Überlastung ausgelöst werden.
Die Untersuchung und ausführliche Anamnese liefern wertvolle Hinweise auf die möglichen Ursachen der Beschwerden. Auf dieser Grundlage wird eine Empfehlung für oder gegen eine operative Behandlung gegeben. Zusätzlich können konventionelle Röntgenaufnahmen sowie eine Kernspintomographie hilfreich sein. Veränderungen an den Knochen lassen sich hingegen oft besser mittels Computertomographie erkennen. Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung des Rückenmarks oder eine Beeinträchtigung der Nervenfunktionen, wird eine elektrophysiologische Untersuchung veranlasst. Dabei wird, ähnlich wie bei einem Stromkabel, die Leitfähigkeit der Nervenbahnen geprüft.
Die Erfolgsaussichten einer Operation an der Halswirbelsäule sind in der Regel sehr positiv. Wie bei jedem Eingriff ist es jedoch entscheidend, dass eine klare medizinische Indikation für die Operation vorliegt – darauf legen wir besonderen Wert. Uns steht ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, wobei die operative Therapie nur eine davon darstellt.
Bei neurologischen Beeinträchtigungen hängt die vollständige Genesung von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Ausmaß der Nervenschädigung und die Dauer bis zur Behandlung. Grundsätzlich gilt: Je schneller die Ursache der Schädigung beseitigt wird, desto höher sind die Chancen auf eine vollständige Erholung.
Schmerzen im Nackenbereich sowie Kopfschmerzen bilden sich oft sehr gut zurück.
Es kommt gelegentlich vor, dass Schwindel nach einem Eingriff an der Halswirbelsäule auftritt, jedoch verbessert sich dieser Zustand bei etwa der Hälfte der Betroffenen wieder. Leider ist es nicht immer möglich, im Vorfeld einer Operation eine sichere Prognose zur Heilung zu geben.
Behandlungsmöglichkeiten
Unser Ansatz besteht darin, Operationen nur dann durchzuführen, wenn sämtliche konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind. Gemeinsam mit Ihnen entwickeln wir nach einer ausführlichen Beratung einen individuell abgestimmten Behandlungsplan.
Operationszugang bei der Halswirbelsäule
Operationen an der Halswirbelsäule erfolgen überwiegend über den vorderen Zugang (ventral). In seltenen Fällen ist ein hinterer Zugang (dorsal) möglich, insbesondere wenn der Bandscheibenvorfall seitlich des Rückenmarks liegt.
Operativer Eingriff von vorne
Rund 95 % der Eingriffe an der Halswirbelsäule werden über die Vorderseite durchgeführt. Dabei wird unter Vollnarkose ein etwa 4 cm langer Schnitt an der rechten Halsseite gesetzt. Mithilfe eines Operationsmikroskops wird die betroffene Bandscheibe entfernt, und knöcherne Einengungen werden präzise abgetragen. Zur Stabilisierung wird ein Implantat, entweder aus Kunststoff (PEEK) oder Titan, eingesetzt. In besonderen Fällen kann eine Bandscheibenprothese verwendet werden.
Die Operation ermöglicht es Patienten in der Regel, noch am selben Tag aufzustehen. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt von ein bis drei Tagen wird eine Röntgenkontrolle durchgeführt. Die Fäden werden nach etwa zehn Tagen entfernt.
Bandscheibenprothesen
Bandscheibenprothesen kommen ausschließlich bei vorderen Zugängen (ventral) zum Einsatz. Diese Implantate erlauben Bewegungen in alle Richtungen und können durch eine Pufferwirkung Überbelastungen der angrenzenden Segmente minimieren. Die Prothesen bestehen aus zwei metallischen Komponenten, die mit Titan beschichtet sind, sowie einem Kunststoffkern, der als Gelenk dient.
Eingriff von hinten
Ein dorsaler Zugang wird gewählt, wenn degenerative Veränderungen zu einer Verengung der Wurzelkanäle oder Austrittsöffnungen geführt haben. Dieser Eingriff erfolgt ebenfalls unter Vollnarkose. Nach Freilegung der betroffenen Bereiche werden knöcherne Engstellen minimalinvasiv entfernt, was in der Regel zur vollständigen Beschwerdefreiheit führt.
Versteifung der Halswirbelsäule
Bei ausgedehnten Verengungen des Rückenkanals ist eine Erweiterung des Spinalkanals erforderlich. Dies erfolgt durch eine knöcherne Öffnung von hinten, ergänzt durch ein Schrauben-Stangen-System zur Stabilisierung. Dieser Eingriff dient der Prävention weiterer Schäden am Rückenmark und wird in Zusammenarbeit mit Spezialisten durchgeführt.